„Wassers Schrittgeräusche“ von Sohrab Sepehri

Im Folgenden übersetze ich einen Auszug aus einem der bekanntesten Gedichte des iranischen Dichters Sohrab Sepehri (1928-1980). Wie gewohnt und aus ästhetisch-poetischen Gründen gehe ich dabei möglichst texttreu sowohl lexikalisch als auch im Sinne der Satz-/Vers-Struktur vor, natürlich solange die Übersetzungssprache des Gedichts verständlich ist. Das Gedicht, das durch seinen ersten Vers „Ich bin ein Mensch aus Kaschan“ bekannt ist, trägt den Titel „Wassers Schrittgeräusche“, zählt mit 29 Seiten zu den längsten modernen Gedichten der neupersischen Literatur in Iran. Es entstand im Sommer 1964 im Dort Tschenar im Nordwesten der mitteliranischen Stadt Kaschen. Als Widmungsspruch liest man vor dem Gedichtsanfang: „Den stillen Nächsten meiner Mutter geschenkt“. Das persische Original, welches für den Vergleich mit der Übersetzung im Anschluss daran kommt, stammt aus der Gedichtsammlung „Acht Bücher“, Seiten 293 und 294.

Ich weiß nicht, warum man sagt: Pferd ist ein edles Tier, Taube ist schön.

Und warum gibt es im niemands Vogelkäfig einen Geier?

Was fehlt denn der Kleeblume, das eine rote Tulpe hat?

Die Augen muss man waschen und anders muss man sehen.

Die Wörter muss man waschen, 

Das Wort muss der Wind selbst sein, das Wort muss der Regen selbst sein.

 

Regenschirme muss man waschen,

Durch den Regen muss man.

Den Gedanken, die Erinnerungen muss man mitnehmen durch den Regen.

Mit allen Menschen der Stadt muss man durch den Regen.

Den Freund muss man im Regen treffen.

Die Liebe muss man im Regen suchen.

Im Regen muss man einer Frau beischlafen.

Im Regen muss man spielen.

Im Regen muss man Sachen schreiben, reden, Lotusblume pflanzen

Das Leben, ein ständiges Nass-werden,

Das Leben ist das Baden im Becken des „Jetzt“.

من نمی‌دانم که چرا می‌گویند: اسب حیوان نجیبی است، کبوتر زیباست.

و چرا در قفس ھیچ کسی کرکس نیست.

گل شبدر چه کم از لاله قرمز دارد.

چشم‌ھا را باید شُست، جور دیگر باید دید.

واژه‌ھا را باید شست،

واژه باید خود باد، واژه باید خود باران باشد.

چترھا را باید بست،

زیر باران باید رفت.

فکر را، خاطره را، زیر باران باید برد.

با ھمه مردم شهر، زیر باران باید رفت.

دوست را، زیر باران باید دید.

عشق را، زیر باران باید جست.

زیر باران باید با زن خوابید.

زیر باران باید بازی کرد.

زیر باران باید چیز نوشت، حرف زد، نیلوفر کاشت

زندگی تر شدن پی در پی،

زندگی آب‌تنی کردن در حوضچهٔ «اکنون» است.

Quelle: SEPEHRI, Sohrab: Acht Bücher, 1389 [2010], Teheran, Morvarid. (in Persisch erschienen)


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