Das folgende Gedicht mit dem Titel „Welten“ handelt von einer poetischen Reflexion der interkulturellen Existenz und Mehrsprachigkeit mit Persisch als die Sprache der emotionalen Heimat oder die erste Sprache, die vertraute Welt der Nähe zu erleben.
Welten
Im Anfang war das Lernen
zart und kühn.
Laute und Silben,
Wörter und Sätze.
Alles lernte ich
in einer kleinen heilen Welt,
„Chuneh“ genannt,
bei „Maman“,
bei „Baba“,
zuhause.
Sie schenkten mir
ein schönes Leben
voller Glück.
Jahre kamen, Jahre gingen.
Ich lernte weiter
in einer Welt voll von Regeln.
Einstiger Ort des Vortrags.
Lernen vieler langer Sätze,
man nannte sie „Texte“.
Ich lernte sie
lesen und schreiben,
bei Herren Lehrer,
bei Frauen Lehrerinnen.
Sie schenkten mir
ein anderes Leben,
ein schönes Buchleben.
Jahre kamen, Jahre gingen.
Ich lernte weiter
ein Lernen nun in einer fremden Welt.
Lernen andrer Laute, andrer Silben,
andrer Wörter, andrer Sätze.
Ich lernte von Büchern.
Ich lernte von Menschen.
Sie waren anders,
dachten anders,
lebten anders.
Schweigend lebte ich
mein neues Leben,
mit ihnen, neben ihnen.
Auch diese Jahre zogen vorbei.
Ich lernte mich kennen,
besser, tiefer, wahrhaftiger.
Ich lernte das Leben
in einer vertraut unvertrauten Welt.
Ein Leben dazwischen,
nicht mehr, nicht minder
in einer Welt voller Welten.
Quelle: Online-Wörterbücher Duden und DWDS (Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache)
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