Goethe an Hafis – Teil 2

Auch diesmal bleibe ich bei Goethe und Hafis und möchte ein anderes Gedicht Goethes aus dem West-östlichen Divan mit Hafis in der Anrede übersetzen. Es handelt sich um das Gedicht „Offenbar Geheimnis.“, das achte Gedicht im zweiten Kapitel „Hafis Nameh. Buch Hafis“ des im orientalisch-originellen Stil verfassten und auch so bezeichneten Werks, das in seiner Gänze 240 Gedichte in 12 Kapiteln umfasst. Im Folgenden wird zuerst das deutsche Original-Gedicht und im Anschluss daran meine persische Übersetzung vorgeführt. Die Übersetzung ist übrigens wie fast immer hier mit wenigen Ausnahmen zeilen- und wortgetreu gehalten, allerdings ohne Beachtung metrischer Besonderheiten.

Offenbar Geheimnis.

Sie haben dich heiliger Hafis

Die mystische Zunge genannt,

Und haben, die Wortgelehrten,

Den Werth des Worts nicht erkannt.

Mystisch heißest du ihnen,

Weil sie närrisches bey dir denken,

Und ihren unlautern Wein

In deinen Namen verschenken.

Du aber bist mystisch rein

Weil sie dich nicht verstehn,

Der du, ohne fromm zu seyn, selig bist!

Das wollen sie dir nicht zugestehn.

راز آشکار

تو را ای حافظ پارسای نافذ 

لسان‌الغیب نامیدند،

و ادیبان ندادند،

بهای کلام تو را. 

تو را، عارف می‌گویند

چون تو را دیوانه‌ فریبنده‌ای می‌پندارند،

و شراب ناپاکشان را

به نام پاک تو در پیاله می‌ریزند.

لیک تو براستی عارف وارسته‌ای

چون تو را نمی‌یابند،

ای تویی که بی‌تقوا پارسایی!

این راستی را در تو نمی‌بینند، نمی‌خواهند.

Von Goethe, Johann Wolfgang: West-oestlicher Divan. Stuttgart 1819, Joseph Kiermeier-Debre (Hrsg.), 4. Auflage, München: dtv, 2016.


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