Heute möchte ich alle mir bekannten deutschen Übersetzungen des Diwans von Hafis von Schiras aus dem 19. Jahrhundert auflisten. Dieses Jahrhundert markierte die Geburtsstunde der deutschen Nation und sah eine intensive intellektuelle Auseinandersetzung der deutschsprachigen Kultureliten mit dem islamischen Orient. Der Orient wurde damals zwar als fremd, aber gleichzeitig als zivilisatorisch bewundernswert und literarisch nachahmenswert angesehen. Dies steht im Kontrast zur heutigen Wahrnehmung des „Orients“ als etwas Homogenes, das oft mit politischem Islam, Terrorismus und Intoleranz assoziiert wird.
In der deutschen Literaturgeschichte wird der Name Hafis häufig im Zusammenhang mit Goethes „West-östlicher Divan“ genannt. Goethe ließ sich von der ersten deutschen Hafis-Übersetzung aus dem Jahr 1812/13, verfasst von Joseph von Hammer-Purgstall (1774-1856), inspirieren. In Iran und der persischen Literaturgeschichte ist Hafis zweifellos der populärste und wichtigste persische Dichter, der bis heute einen festen Platz im Leben und Gedächtnis vieler Iranerinnen und Iraner einnimmt. Sein Name ist arabischen Ursprungs und bedeutet „Auswendig-Kenner“ des Korans. Er ist auch unter dem arabischen Titel „die Zunge des Verborgenen“ allgemein bekannt. Viele nennen sein Meisterwerk, den Diwan, auch den „persischen Koran“, da er viele widersprüchliche Interpretationen zulässt.
Nun zur Liste der chronologisch angeordneten Übersetzungen:
1812/1813 (von Joseph von Hammer-Purgstall): „Der Diwan von Mohammed Schemsed-din Hafis“. Zum ersten Mal vollständig aus dem Persischen übersetzt. 2 Teile, J. G. Cotta, Stuttgart/Tübingen.
1821 (von August von Platen-Hallermünde): „Ghazelen“, Carl Hender, Erlangen.
1822 (von Friedrich Rückert): „Östliche Rosen“, Brockhaus, Leipzig.
1846 (von Georg Friedrich Daumer): „Hafis. Eine Sammlung persischer Gedichte“. Neben poetischen Zugaben aus verschiedenen Völkern und Ländern, Hoffmann und Campe, Hamburg.
1858-1864 (von Vinzenz Rosenzweig von Schwannau): „Der Diwan“, Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien.
1877 (von Friedrich von Bodenstedt): „Der Sänger von Schiras“, Allgemeiner Verein für Deutsche Literatur, Hofmann & Comp., Berlin.
Quelle: Deutsche und englische Wikipedia
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